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Er weigerte sich, zu hassen.

12.02.2024

Alfred Grosser war ein ganz Großer. Leider wurde er von der Öffentlichkeit wenig beachtet. Dabei hätte er uns viel geben können. Ich wurde auf Alfred Grosser aufmerksam, als ich 4 ½ Jahre hauptamtlich in der Friedensarbeit tätig war.

Alfred Grosser war einer, der alle Grenzen ignoriert hat. Die Frage, ob er Franzose oder Deut-scher war, fand er stets unangebracht. Ebenso die Frage nach seinen jüdischen Wurzeln und seiner Mitgliedschaft in der katholischen Kirche in Frankreich. Er war vor allem Humanist – und das relativiert nationale und religiöse Grenzen bis zur Bedeutungslosigkeit.

„Andere mit Wärme und Vernunft aufklärerisch beeinflussen zu wollen – das gehört zu meiner Identität“, sagte Grosser.

„Ich bin Franzose und Deutschland ist eine der menschlichen Gemeinschaften, in die ich aufgenommen werde als Mitstreiter für die Guten und gegen das Böse“, so der Soziologe und Politologe, der als einer der Wegbereiter für den Elysee-Vertrag gilt, indem die Aussöhnung Frankreichs mit Deutschland nach vielen Kriegen auf den Weg gebracht wurde.

Alfred Grosser wurde am 1. Februar 1925 in Frankfurt als Sohn eines jüdischen Sozialdemo-kraten geboren, der Direktor einer Kinderklinik war. 1933 musste die Familie vor den Nazis nach Frankreich emigrieren.

„Der Unwissende, der Unmensch möge zum Menschen reifen“, das war die Lebensaufgabe des Spätaufklärers Alfred Grosser. Er ist kurz nach seinem 99. Geburtstag am 7. Februar in Paris gestorben. Uns obliegt es, sein Erbe zu pflegen: Als Stimme der Humanität für Offenheit, Mut, Toleranz und Gedankenfreiheit einzutreten. Nie war das so wichtig wie heute.