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Kessler Zwillinge setzen ein Signal – im Tod.

20.11.2025

Die beiden deutschen Fräuleinwunder der Nachkriegszeit sind tot. Die Kessler-Zwillinge, die international mehr Erfolg hatten als in ihrer Heimat, sind am 17. November – also vor 3 Tagen – gemeinsam aus dem Leben gegangen. Sie erreichten das hohe Alter von 89 Jahren, noch mit 85 Jahren hatten die beiden Zwillingsschwestern Alice und Ellen ihre letzten großen Auftritte. Sie waren unzertrennlich, kinderlos, unverheiratet. Und unzertrennlich blieben sie auch bis zuletzt.

„Ellen ist der Motor, ich bin die Bremse“, beschrieb es Alice zum 85igsten Geburtstag in der BILD. Dass eine der beiden ohne die andere weiterlebt, konnten sich die Kessler-Zwillinge nicht vorstellen. Schon ihre Großmutter war ein eineiiger Zwilling und hatte nach dem Tod ihres Mannes mit der Schwester den Lebensabend verbracht. „Als die eine starb, folgte ihr die andere kurz darauf“, erinnerten sich die Kesslers später – nun entschlossen sich beide zum gemeinsamen Tod.

Vielleicht ist es ihrer Prominenz und Beliebtheit geschuldet, dass endlich ein gesellschaftliches Tabu-Thema aufgebrochen wird. Wenn wir mit Freudinnen und Familie das Thema „Gemeinsam aus dem Leben gehen“ ansprechen, herrscht in der Regel betretenes Schweigen. Warum eigent-lich? Gehört sich das nicht? Und wen geht es etwas an außer den direkten Hinterbliebenen?

Die Freiheit, über sein Ende selbst zu bestimmen, ist die letzte Freiheit des Menschen, davon war der jüdische Philosoph Jean Amery überzeugt. 1978 hat Amery in einem Salzburger Hotel den Freitod gewählt. Jean Amery war 66 Jahre alt.