
Nein, meine Söhne kriegt ihr nicht!
17.11.2025
„Nein, meine Söhne kriegt ihr nicht!“ sagte meine Tochter Sonja in einem Telefongespräch zu mir. Inzwischen war klar geworden, dass ihre Söhne – sie hat 3 – auf jeden Fall gemustert werden würden. Wenn auch die Wehrpflicht für alle nun wohl nicht kommen wird. Dennoch versetzt sie die Aussicht, dass Nick, 17, Paul, 16 und Felix, jetzt 10 Jahre alt eines Tages zur Bundeswehr gehen müssten, in Angst und Schrecken. Das ist ja gerade eine beängstigende Situation. Der Krieg ist schleichend bei uns angekommen. Letzte Woche flogen zwei Kampfjets im Tiefflug mit einem Höllenlärm gefühlt ein paar Meter über unser Hausdach.
Ich habe nicht nur den Kriegsdienst verweigert (es hieß immer Kriegsdienst und nicht Wehr-dienst), war bei der Deutschen Friedensgesellschaft aktiv und habe einige Kriegsdienstver-weigerer als Beistand in Verhandlungen begleitet.
Das ist lange her und der Wind hat sich gedreht. Leider in die falsche Richtung. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich meinem Enkel Noah, 22 Jahre alt, nicht widersprochen habe, als er den Gedanken geäußert hat, eventuell zum Bund zu gehen, dort den Führerschein und eine Ausbildung zu machen.
Und ich frage mich, was passiert ist. Beziehungsweise in welche Situation uns Putin mit seinem Säbelrasseln gebracht hat. Habe ich auch die Begrifflichkeit ausgetauscht und Kriegsdienst durch Wehrdienst ersetzt? Ehrenhaft Heimatland und Familie verteidigen?
Schon lange gehe ich mit diesen Gedanken schwanger und kämpfe innerlich gegen den Ver-lust meiner pazifistischen Haltung an. So leicht kriegt ihr mich nicht – genauso wenig wie die Jungs meiner Tochter Sonja.