Opfer aus Liebe oder aus Berechnung?
Die Deutschen sind Spendenweltmeister. Wenn es um Katastrophen geht. Der Geldbeutel geht auf – besonders wenn Kinder betroffen sind. Aber auch sonst – wir geben gerne. Warum tun wir das? Sicherlich gibt es ein ganzes Bündel an Motivationen – und die werden bei unterschiedlichen Charakteren auch unterschiedlich sein. Im Lukasevangelium finden wir folgende Geschichte:
„Als Jesus aufblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Gotteskasten legten. Er sah aber auch eine auf ihren Verdienst angewiesene Witwe, die legte dort zwei Scherflein ein; und er sprach: Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr als alle eingelegt! Denn diese alle haben von ihrem Überfluss zu den Gaben beigetragen; sie aber hat aus ihrer Armut heraus alles eingelegt, was sie zum Lebensunterhalt besaß".
Ich meine, ein großzügiger Mensch zu sein. Ich gebe gerne und rechne nicht nach. Die Stiftung, in der ich mitarbeite, heißt „Euer Überfluss diene ihrem Mangel“. Ich gebe aus meinem Überfluss. Es tut mir nicht weh. Ich gebe aus Empathie, ich gebe, um Situationen zu verändern. Die Witwe, von der Jesus spricht, gab aus Liebe das, was sie hatte.
Wenn ich etwas von dem, was ich selbst nötig brauche gebe, dann ist das zum Beispiel Zeit. Mit Menschen, die mich brauchen, Zeit zu verbringen, ist für mich ein Opfer. Ein Opfer, das ich aus Liebe zu diesem Menschen bringe. „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“. Auch das Geben, das Opfern, was immer es sein mag. Ich weiß nicht, was für Sie an dieser Stelle ein wirkliches Opfer ist. Wenn es in Liebe gegeben wird, haben Sie alles richtig gemacht. Zumindest im Sinne der Jahreslosung.