Depressionen bei Kindern
Von der Seele reden
Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.
Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de
Depressionen bei jungen Menschen haben sich deutlich ausgebreitet. Im vergangenen Jahr gab es 409.000 Betroffene im Alter von fünf bis 24 Jahren, wie eine Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung ergab. Dies waren demnach knapp 30 Prozent mehr als fünf Jahre davor. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen. Die Fallzahl bei Mädchen erhöhte sich von etwa 204.000 im Jahr 2018 auf 283.000 im Jahr 2023, was einem Zuwachs von 38 Prozent entspricht. Bei Jungen und jungen Männern stieg die Zahl der Fälle um 14 Prozent von 112.000 auf 127.000. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie war der mit Abstand größte Anstieg innerhalb eines Jahres zu verzeichnen: Von 2020 auf 2021 stieg die Zahl der Fälle sprunghaft von 327.000 auf 383.000 an. Seitdem stieg die Zahl trotz des Endes der Pandemie noch weiter. Barmer-Vorstandschef Christoph Straub erklärte: "Die deutliche Zunahme an Depressionen bei jungen Menschen ist besorgniserregend - dabei hat die Erkrankung viele Gesichter und wird nicht immer sofort erkannt. Selbst wenn Betroffene oder Angehörige merkten, dass etwas nicht stimme, falle ihnen konkrete Unterstützung mitunter schwer. Die Gründe für eine psychische Erkrankung sind vielfältig. Die Corona-Pandemie spielt ebenso eine Rolle wie die Klimakrise, der Krieg in der Ukraine und die Flutkatastrophen bei uns, also alles, was auch Erwachsene beunruhigt. Zukunftsängste belasten. Aber auch Angst vorm Versagen oder auch vor Mobbing in der Schule können Gründe sein. Jeder zweite Teenager weltweit erfährt Gewalt oder Mobbing in der Schule. Auslöser für eine Depression bei jungen Menschen sind oft Probleme in der Familie oder belastende Ereignisse wie der Verlust eines Elternteils oder eine Trennung. Ein Risikofaktor ist auch die genetische Veranlagung. Der Kinder- und Jugendarzt Stephan Buchner aus Mainz sagt: "Ein wesentlicher Faktor sind auch die sozialen Medien". Schon im frühen Alter würden durch Apps wie Instagram und TikTok falsche Rollenbilder von vermeintlich perfekten Menschen vermittelt. Diesen wollen viele junge Menschen entsprechen, was ihnen aber nicht gelingt, ihr Selbstwertgefühl wird verletzt. Leider erfahren zu viele Kinder in ihren Familien zu wenig Lob. Eltern sind genervt und lassen das an ihren Kindern aus. Oder Eltern sehen ihren Kindern gar nicht mehr ins Gesicht, wenn sie mit ihnen sprechen, weil der Kopf am Smartphone oder dem Tablett hängenbleibt. Auch daraus ziehen Kinder zu Recht den Schluss, sie würden nicht ernst genommen. Mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit beim Umgang mit unseren Kindern und Enkeln. Ich wünsche Ihnen eine glückliche Woche, aber bitte bleiben Sie achtsam.