In der Not gibt’s ohne Bauern auch kein Brot.
Ich bin am vergangenen Montag frühmorgens zu einigen Terminen aufgebrochen. Schon in meiner Heimatstadt Bad Urach ging nach 300 Metern nichts mehr. Eine Trecker-Kolone wälzte sich die schwäbische Alb hinab in Richtung Reutlingen und Stuttgart.
Mein Ärger wich schnell einer Nachdenklichkeit. Nirgendwo in Europa sind die Lebensmittel so günstig wie in Deutschland. Überall in Europa wird die Landwirtschaft subventioniert – wieso sollten bei uns Subventionen abgeschafft werden?
Schnell wurde mir klar, dass die Bäuerinnen und Bauern recht haben mit ihrem Protest. Handwerker und Spediteure haben sich angeschlossen und sich solidarisiert. Sie wussten: Ist die Lieferkette an einer Stelle unterbrochen, trifft es uns alle.
Klar, die Menschen, die unterwegs waren zur Schicht im Krankenhaus oder zu Notfällen, die konnten dieser Form des Protestes wenig abgewinnen. Aber ganz ehrlich: wie sollen die in ihrer Existenz bedrohten Menschen in der Landwirtschaft ihren Überlebenskampf anders ausdrücken als auf der Straße, wo Protest sichtbar und hoffentlich auch wirksam ist?
Ich habe viel mehr Daumen hochs gesehen als Unmut und Wutbürger. Gut so. Wir scheinen in der Mehrheit begriffen zu haben, dass wir langfristig denken müssen. Ich meine, dass wir an anderen Stellen sparen sollten als beim Wichtigsten, was wir produzieren: an den Mitteln zum Leben. Und: solange sich europaweit in Sachen Subventionsabbau nichts tut, sollten auch wir die Finger davon lassen. Es geht nicht nur um Existenzen, es geht auch darum, was wir zu welchem Preis morgen auf dem Teller haben. Oder auch nicht.