Wiesn und Wasen.
Warum ist die Münchner Wiesn und der Stuttgarter Wasen zu dieser Jahreszeit? Und auch die Weindörfer im ganzen Land? Klar – weil es Erntefeste sind.
Ist die Ernte eingebracht, wird gefeiert. Das war schon immer so. in den 1930iger Jahren wurden junge Männer nach Ostpreußen geschickt, um dort bei der Ernte zu helfen. War alles unter Dach und Fach, wurde die Tenne gefegt und gefeiert. Die Berliner Studenten hatten eine Jazz-Band mitgebracht. Geht ein schneidiger Student zu einem ostpreußischen Marielchen und fragt: „Na, Freuleinchen, tanzen sie jazz?“ Die Angesprochene errötet und antwortet: „Na jazz nich, aber später“.
Aber ganz im Ernst, ich bin sehr dafür die Erntedankfeste zu erhalten und zu pflegen. Und sie nicht nur zu Fress- und Saufgelagen verkommen zu lassen. Als ich Kind war, haben wir noch selbst geschlachtet. In der Waschküche. Jeden Herbst eine halbe Sau. Wir Kinder bekamen eine rohe Bratwurst um den Hals gehängt, den ganzen Tag wurde gepökelt, gewurstet und eingekocht. War alles erledigt, gab es die Mezzelsuppe. Ein großer Kreis von Familie und FreundInnen saß um den Tisch und dann wurde geschlemmt, ja, auch getrunken und viel gelacht. Man war dankbar, dass der Vorrat für den nächsten Winter im Rauch hing oder im Weckglas steckte.
In dieser Woche möchte ich gerne mit Ihnen über die Dankbarkeit nachdenken. Am Sonntag ist Erntedankfest. Und da bringen viele aus unserer Kirchengemeinde ein Symbol mit für eine Sache, für die sie dankbar sind. Das liegt dann mit den Erntegaben am Altar. Und anschließend wird gegessen, getrunken und gelacht. Mal ganz unter uns: Wofür sind Sie dankbar in diesem Herbst?